Lieber Erik, vielen Dank für deine Hilfe!Erik vom Aromatischen Blog hat geschrieben:Seifen selber machen ist ein schönes Hobby, welches, gerade wenn man ohne gewerblichen Hintergrund für den Eigenbedarf anfertigt, viel Spielraum für Kreativität und Abwechslung bietet. Unzählige Farben und Farbkombinationen, Formen und Förmchen, und auch die fetten Bestandteile lassen sich fast dem Belieben nach immer wieder neu erfinden. Da gibt es scheinbar nichts, was nicht variiert werden könnte und mit Blick auf die Parfumierung von Seifen steigen die Möglichkeiten noch einmal um ein Vielfaches. Hat man den Dreh einmal raus, entstehen im Handumdrehen Seifen mit hohen Gebrauchseigenschaften, die auch noch gut riechen. Naturseifen, deren Zusammensetzung man selber bestimmen kann. Naturseifen?
Riechen Naturseifen wirklich nach Verdox HC (Hauptnote Grüner Apfel), Allylcyclohexylpropionat (wichtig für Ananas) und Muscone (eins von unzähligen Moschuschemicals), ist Rose wirklich Rose oder nicht doch eher Trichlorrosenkörper und der leicht holzige Einschlag bei dieser oder jenen Seife wirklich Zeder oder nicht doch eher Vertifox Coer oder Iso e Super? Ich staune immer wieder, was mir da unter dem Label der reinen Natürlichkeit an Düften so unter die Nase kommt. Meine Favoriten sind alle Arten von Roten Früchten, Honigseifen und alles, was nach Zucker, Milch und Babypuder riecht. Nicht, das ich mich daran stören würde, für meine Parfums benutze ich natürlich Chemicals, weil vieles ohne Lilial, Ionon(e) und Damascone kaum machbar wäre. Nur wer von Naturseifen redet und diese vielleicht sogar selber macht, der sollte doch bei Lavendel und Rosmarin, Thymian und Anis nicht das Gesicht verziehen. Folgt mir für einen kurzen Moment zu zahlreichen ätherischen Ölen, die leicht und kostengünstig zu erwerben sind, die sich prima mischen lassen und die ganz wunderbar duften. Ich für meinen Teil breche sehr gern eine Lanze für natürliche Duftstoffe, von denen einige für die Seifenherstellung besonders geeignet sind: Atlaszeder, Bay oder Westindischer Lorbeer, Cananga oder Ylang Ylang, Citronella, Gewürznelke, Kardamom, Gewürznelke, Krauseminze, Lavendel, Limette, Litsea, Patchouli, Rosmarin, Sternanis oder Anis Süßfenchel Thymian oder Quendel, Vetiver (ist leider meist von schlechter Qualität), Zitronengras oder Lemongrass
Nicht ganz so stabil aber trotzdem gut einsetzbar sind: Eukalyptus oder Geranie, Karottensamen, Koriander, Muskatellersalbei , Latschenkiefer/ Fichte, Cypresse, Palmarosa, Piment oder Nelkenpfeffer, Wacholder, Weihrauch oder Olibanum, Vanille (dürfte wegen des hohen Preises kaum in Frage kommen).
Ihr seht, die Liste ist ziemlich lang und nur wenige der Öle sind wirklich preisintensiv.
Und warum sollte das Endprodukt eines Seifenworkshops nicht nur natürlich riechen sondern auch bis in den Duft hinein natürlich sein?
Kombiniert doch mal Ingwer, Schwarzen Pfeffer und Limette. Die meisten preiswerten Ingweröle benötigen diese kleine Hilfestellung und wenn man sich anschaut, welche Bestandteile ein gutes Ingweröl ausmachen, dann ist da auch jede Menge Limonen enthalten und etwas Limette paßt da perfekt. Zwar ist für eine Seife die Einteilung in Kopf-, Herz- und Basisnote beim Duft nicht zwingend erforderlich, doch schon mit dieser einfachen Mischung hat man dieses Problem gelöst.
Limettenöl ist übrigens das einzige Zitrusöl (vielleicht noch Petitgrain), was in Seifen wirklich gut funktioniert. Bergamotte, Mandarine, Orange und Grapefruit sind für Seife denkbar ungeeignet, weshalb Ihr für Zitrusnoten lieber die Gräser Citronella, Litsea und Lemongrass nehmen solltet. Auch Koriander enthält jede Menge Linalool und Limonene, wirkt wunderbar frisch und paßt prima zu fast allen anderen Kräuterölen. Alleine in einer Seife ist Koriander allerdings etwas schwach auf der Brust; zusammen mit Kardamom und Patchouli duftet es herrlich.
Schwieriger sind deutlich holzige Noten, weil es da nicht so viel Auswahl gibt.
Das als Virginia-Zeder angebotene Öl von Cedrus Juniperus (in Wirklichkeit ein Wacholdergewächs) verliert sich fast vollständig in der fertigen Seife und ich kann es Euch daher nicht empfehlen. Mir würde nur eine Verwendung einfallen, und zwar als Lösungsmittel für Tolubalsam oder z.B. Benzoe Res. Sandelholz ist viel zu teuer und bezahlbare Vetiveröle (unter 300 Euro je kg) die gut riechen sind mir unbekannt. Was tun? Zum einen gibt es auch echtes Zedernholzöl von Cedrus atlantica, was in Seife perfekt funktioniert und zudem preislich absolut im Rahmen bleibt - es hat einen tollen, sehr orientalischen Duft - und zum anderen lassen sich mit preiswertem Vetiveröl, etwas Kardamom (leider sehr teuer geworden), Weihrauch, Piment (oder Bay) und etwas Benzoe oder Peruöl (Perubalsam ist verboten) schöne, holzige Ergebnisse erzielen.
Tolubalsam ist wegen seiner vanilligen Schokoladigkeit eigentlich auch sehr beliebt, nur wissen viele Leute nicht, wie sie das feste Zeug be- und verarbeiten können. Ganz einfach. Im Wasserbad erhitzen, bis die feste Masse richtig weich wird und anschließend in Form einer 10%igen Lösung in einem anderen ätherischen Öl aufgehen lassen (z.B. im Virginiazeder-Öl). Das wird einige Tage/ Wochen dauern (Zimmertemperatur und zwischendurch immer wieder schütteln), doch die Mühe lohnt. Durch einen Kaffeefilter leicht klären und dann mit etwas Tonka Absolue (man braucht nicht viel davon), ganz wenig Patchouli und etwas Vanille (hier würde ich doch auf ein PÖ zurückgreifen) mischen. Ihr werdet überrascht sein, wie deutlich so eine Mischung nach dunkler Schokolade riechen kann. Ohne Patchouli geht das aber nicht, obwohl man Patchouli in dieser Mischung nur ganz sparsam einsetzen darf.
Und wer nun meint, ein Duft wie der von der Niveacreme wäre ja nur mit Chemie zu erzielen, der hat noch nie Rose mit Zitrone kombiniert. Ok, Rose ist zu teuer und funktioniert einfach nicht.
Aber Citronella und Minze passen perfekt zueinander. Kardamom (inzwischen leider sehr teuer), Weihrauch und ganz wenig Nelke gehen auch unheimlich gut zusammen, und Fenchel, Anis und dazu etwas Lemongrass finde ich auf jeden Fall schöner als künstliche Erdbeerzuckerwatte. Ylang Ylang ist einfach betörend, und wer gerne mischt, kann das blumige Öl mit Lavendel oder Patchouli, Kardamom und Pfeffer kombinieren.
Weiterhin lecker sind Anis und Lavendel, Lavendel und Litsea, Anis und Limette, Limette und Pfefferminz, Rosmarin und Pfefferminz (dazu vlt. kombiniert mit Muskateller Salbei).
Zum Ausprobieren würde ich mir immer Papierstreifen ausschneiden und diese dann eintauchen. Legt man zwei/ drei Streifen zusammen und sperrt diese für einige Zeit in einer sauberen Dose/ einem Glas ein, erhält man einen brauchbaren Eindruck von der Duftmischung, wenn man die Dose anschließend für einige Minuten offenstehen läßt.
Ebenfalls schön:
Geranie – Nelke – Pfefferminz
Pfefferminz – Geranie – Petitgrain oder Limette – Ylang
Latschenkiefer/ Fichte – Lemongrass – Kardamom
Patchouli – Litsea – Ingwer
Viel Spaß und immer der Nase nach und wer den Eindruck hat, einige Düfte würden zudem in Seifen schlecht halten, wird vielleicht auch die Erfahrung machen, das Propolis eine fixierende Wirkung hat.
Euer Erik Kormann
Mama-niki, Erik und Aconita
wünschen euch viel Spass in diesem Workshop!
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Edit: Und mit diesem Klick gelangt ihr zu einer schönen Zusammenfassung der in diesem Workshop vorgestellten Duftmischungen, die ungewitter dankenswerterweise erstellt hat.