Themenseife Seifen-Duftrezepte aus alter Zeit: Savonettes
Verfasst: Sonntag 2. Juni 2019, 11:52
evagomeznu hat ja schon auf die aktuelle Themenseife: "Seifen-Duftrezepte aus alter Zeit" hingwiesen und ihre wunderbare "Heno de Pravia" gezeigt. Nun folgen meine "Savonettes".
„Toiletteseifen“ wurden früher vor allem aus pilierter, also geraspelter Kernseife hergestellt, die nachträglich beduftet und in Form gepresst wurden; anfangs per Hand, später mit Pressen. Ein sehr frühes Rezept für handgerollte, runde Seifenbälle, auch Savonettes genannt, findet man in dem Buch “Kallopistria, oder die Kunst der Toilette für die elegante Welt. Eine Anleitung zur Verfertigung unschädlicher Parfüms und Schönheitsmittel“, das der Chemiker und Apotheker Johann Bartholomäus Trommsdorf 1805 veröffentlicht hat. Hier kann man es online lesen.
Auf Seite 142 des Buches heißt es:
Man nehme ein Pfund florentinische Violenwurzel, vier Unzen der feinsten Benzoe, zwei Unzen Storax in Körnern, eine halbe Unze Gewürznelken, zwei Drachmen Zimmtrinde, ein bis zwei Stück Muskatnüsse und stoße alles zu einem sehr feinen Pulver, das man durch ein Sieb abschlägt. Nun nimmt man zwei Pfund fein geschabte weiße Seife, die man mit dem Pulver vermengt, worauf man etwas Weingeist zugießt, und so alles einige Tage lang stehen läßt. Endlich arbeitet man alles gut durch einander, setzt noch so viel Orangeblüthenwasser hinzu, als nöthig ist, und formt daraus Kugeln von beliebiger Größe. Um diesen Kugeln mehr Festigkeit zu geben, setzt man auch wohl noch etwas Stärkemehl und Traganthschleim hinzu, welches aber eben nicht durchaus notwendig ist. Will man den Geruch verstärken, so wird noch eine beliebige Menge von wohlriechenden Oelen hinzugesetzt.
In Sandra Cramms Buch „Seifenklassiker“ (S. 48) gibt es zum Glück ein sehr ähnliches Rezept aus dem Jahr 1867 („Seifenkugeln des Serails“), das dieselben Zutaten (plus Sandelholz) verwendet und praktischerweise Grammangaben enthält und an dem ich mich bei der Herstellung meiner Savonettes etwas orientieren konnte und nicht mit Unzen und Drachmen arbeiten musste....
Ich habe zunächst eine einfache helle unbeduftete Grundseife hergestellt (helles Avocadoöl, Kokosöl. Palmöl, Sonnenblumenöl, Kakaobutter (also nicht historisch verbürgt...) und geraspelt und dann mit Weingeist etwas „quellen“ lassen. Dann habe ich Traganthpulver mit viel Neroliwasser zu einem Brei verrührt. Dazu kamen folgende trockene Zutaten/Gewürze: Veilchenpulver, Muskatnuss, Zimt, Nelke. Die Seifenmasse und die Traganth-Gewürzmischung wurden dann zusammen mit dem zuvor hergestellten Duft vermengt und zu Kugeln gerollt.
Für die Duftmischung gibt es keine genaue historische Vorlage, aber ich habe mich durch die von Trommsdorf verwendeten Düfte und Harze inspirieren lassen.
16 g ÄÖ Orange
5g ÄÖ Benzoe
4 g ÄÖ Amyris/Sandelholz
2 g ÄÖ Nelke
2 g ÄÖ Muskatnuss
1 g ÄÖ Zimtblatt
1 g ÄÖ Cassia
In der ÄÖ – Mischung habe ich zudem mehrere Tage Benzoe- und Styraxharz ziehen/lösen lassen.
Und in der Zeit über die künftige Verpackung gegrübelt! Trommsdorf wurde im Jahr 1770 in Erfurt geboren. 1764, also wenige Jahre zuvor, starb in Versailles Jeanne-Antoinette Poisson, besser bekannt als Madame de Pompadour. Sie war eine langjährige und einflussreiche Mätresse des französischen Königs Louis XV. Verbunden wird ihr Name heute noch mit dem Pompadour-Beutel, einer kleinen Damentasche mit Zugband. Sie selbst wird einen solchen Beutel aber wohl gar nicht benutzt haben oder wenn, dann damals als „Réticule“, versteckt unter der Kleidung. Als Handtasche gewann der Beutel seine Bedeutung erst um 1800 herum, also zu der Zeit, als Trommsdorf die „Kallopistria“ veröffentlichte. Daher kam ich auf die Idee, meine Savonettes in kleinen, selbstgemachten Pompadour-Beuteln zu versenden (Teils selbstgemacht, muss ich sagen, denn die Kreuzstichstickerei stammt nicht von mir, ich habe nur genäht). Die Themenseife macht wirklich Spaß und ich danke Eva/Schaumzwerg für die Idee dazu und freue mich auf die nächsten Seifen.
Liebe Grüße
Brycha
„Toiletteseifen“ wurden früher vor allem aus pilierter, also geraspelter Kernseife hergestellt, die nachträglich beduftet und in Form gepresst wurden; anfangs per Hand, später mit Pressen. Ein sehr frühes Rezept für handgerollte, runde Seifenbälle, auch Savonettes genannt, findet man in dem Buch “Kallopistria, oder die Kunst der Toilette für die elegante Welt. Eine Anleitung zur Verfertigung unschädlicher Parfüms und Schönheitsmittel“, das der Chemiker und Apotheker Johann Bartholomäus Trommsdorf 1805 veröffentlicht hat. Hier kann man es online lesen.
Auf Seite 142 des Buches heißt es:
Man nehme ein Pfund florentinische Violenwurzel, vier Unzen der feinsten Benzoe, zwei Unzen Storax in Körnern, eine halbe Unze Gewürznelken, zwei Drachmen Zimmtrinde, ein bis zwei Stück Muskatnüsse und stoße alles zu einem sehr feinen Pulver, das man durch ein Sieb abschlägt. Nun nimmt man zwei Pfund fein geschabte weiße Seife, die man mit dem Pulver vermengt, worauf man etwas Weingeist zugießt, und so alles einige Tage lang stehen läßt. Endlich arbeitet man alles gut durch einander, setzt noch so viel Orangeblüthenwasser hinzu, als nöthig ist, und formt daraus Kugeln von beliebiger Größe. Um diesen Kugeln mehr Festigkeit zu geben, setzt man auch wohl noch etwas Stärkemehl und Traganthschleim hinzu, welches aber eben nicht durchaus notwendig ist. Will man den Geruch verstärken, so wird noch eine beliebige Menge von wohlriechenden Oelen hinzugesetzt.
In Sandra Cramms Buch „Seifenklassiker“ (S. 48) gibt es zum Glück ein sehr ähnliches Rezept aus dem Jahr 1867 („Seifenkugeln des Serails“), das dieselben Zutaten (plus Sandelholz) verwendet und praktischerweise Grammangaben enthält und an dem ich mich bei der Herstellung meiner Savonettes etwas orientieren konnte und nicht mit Unzen und Drachmen arbeiten musste....
Ich habe zunächst eine einfache helle unbeduftete Grundseife hergestellt (helles Avocadoöl, Kokosöl. Palmöl, Sonnenblumenöl, Kakaobutter (also nicht historisch verbürgt...) und geraspelt und dann mit Weingeist etwas „quellen“ lassen. Dann habe ich Traganthpulver mit viel Neroliwasser zu einem Brei verrührt. Dazu kamen folgende trockene Zutaten/Gewürze: Veilchenpulver, Muskatnuss, Zimt, Nelke. Die Seifenmasse und die Traganth-Gewürzmischung wurden dann zusammen mit dem zuvor hergestellten Duft vermengt und zu Kugeln gerollt.
Für die Duftmischung gibt es keine genaue historische Vorlage, aber ich habe mich durch die von Trommsdorf verwendeten Düfte und Harze inspirieren lassen.
16 g ÄÖ Orange
5g ÄÖ Benzoe
4 g ÄÖ Amyris/Sandelholz
2 g ÄÖ Nelke
2 g ÄÖ Muskatnuss
1 g ÄÖ Zimtblatt
1 g ÄÖ Cassia
In der ÄÖ – Mischung habe ich zudem mehrere Tage Benzoe- und Styraxharz ziehen/lösen lassen.
Und in der Zeit über die künftige Verpackung gegrübelt! Trommsdorf wurde im Jahr 1770 in Erfurt geboren. 1764, also wenige Jahre zuvor, starb in Versailles Jeanne-Antoinette Poisson, besser bekannt als Madame de Pompadour. Sie war eine langjährige und einflussreiche Mätresse des französischen Königs Louis XV. Verbunden wird ihr Name heute noch mit dem Pompadour-Beutel, einer kleinen Damentasche mit Zugband. Sie selbst wird einen solchen Beutel aber wohl gar nicht benutzt haben oder wenn, dann damals als „Réticule“, versteckt unter der Kleidung. Als Handtasche gewann der Beutel seine Bedeutung erst um 1800 herum, also zu der Zeit, als Trommsdorf die „Kallopistria“ veröffentlichte. Daher kam ich auf die Idee, meine Savonettes in kleinen, selbstgemachten Pompadour-Beuteln zu versenden (Teils selbstgemacht, muss ich sagen, denn die Kreuzstichstickerei stammt nicht von mir, ich habe nur genäht). Die Themenseife macht wirklich Spaß und ich danke Eva/Schaumzwerg für die Idee dazu und freue mich auf die nächsten Seifen.
Liebe Grüße
Brycha