So, ihr lieben, nachdem das Walpurgis Wichteln vorbei ist, kann ich euch diese Seife ja jetzt vorstellen:
Eigentlich wollte ich ein irgendwie steinartiges Muster mit schiefen Schichten bewirken, aber da hatte ich die Rechnung ohne Klaus gemacht, der ganz etwas anderes wollte. Ist aber schon OK für mich, was er da gesiedet hat
Rezept (für 1200 g GFM und 10% LU):
30% Kokos
15% Kabu
15% Schmalz
25% Olive
10% Senf
4% Rizi
1% Jojoba
Wasser: NAOH = 1,5:1
Vor NAOH Zugabe im Wasser gelöst, Mengen bezogen auf GFM:
2% Salz
1% ZS
1% Natriumlaktat (60%ig)
1% Zucker
In Lauge gelöst: 0,5% Tussah Seide
Gefärbt mit Ultramarinblau, Eisenoxydbraun, Titandioxyd und Kohle. Adern aus Goldmica, Eisenoxydrot und Kohle. Dass die Seife hauptsächlich grünlich ist (und nicht blau) liegt am gelben Senföl und war Absicht.
Improvisierte Zugaben zum Seifenleim: etwas Likör und etwas Weingeist (MIT Alkohol, nicht ausgekocht). Stellenweise noch ein paar Salzkörnchen in die Schichten, für Schneegestöber Effekt.
Anmerkung: das Senföl war eines, das nicht zum Verzehr geeignet ist und in Asia Läden für rein äußerliche Anwendung verkauft wird.
Ich vermute deshalb, es ist eines von der Sorte mit sehr hohem Erucasäuregehalt.
Verfahren: HTCP bei einer Laugentemperatur von 92°C. Beim nächsten Mal würde ich es mit der NAOH Zugabe nochmal langsamer angehen lassen im ZS Wasser, die Temperatur hat mich nämlich doch ein wenig erschreckt .
Mit dieser Laugentemperatur ergab sich nach der Fettschmelze eine Leimtemperatur von 50°C, die erstaunlich konstant bestehen blieb während des gesamten Rührvorgangs. Und der war lang. Seeeehr lang, weil der Leim einfach nicht zeichnen wollte. Ich behaupte mal: hätte ich irgendeine andere 50°C warme Flüssigkeit so lange und so gründlich ständig umgewälzt, wäre das Ergebnis recht nah an Raumtemperatur gewesen, zumal ich in einem Edelstahltopf auf einer Marmorunterlage gearbeitet habe. Der Seifenleim blieb aber konstant bei 50°C, +/- 1°.
Und ich habe püriert und püriert und püriert. Meilenweit keine Trace in Sicht.
Und püriert. Gewartet. Püriert und püriert und püriert. Nichts mit andicken! Überhaupt gar nix! Ziemlich blöd, weil: ich wollte doch Schichten!
Das war der Punkt, an dem ich dem Seifenleim einen Schluck Likör gegönnt habe (26 Vol.%, süßer Klebkram, angeblich Kräuter). So ca. ein halbes Schnapsglas auf 1,2 kg GFM. Und püriert... Päuschen gemacht...püriert... nächsten Likör eingearbeitet...KEINE TRACE...und der Püri wurde heiß... KEINEN BOCK MEHR: WEINGEIST! Der Weingeist (98Vol.%, 1 Schwups, fragt mich nicht, wieviel das ist) hat geholfen: gemächlich zog der Leim an, nicht ganz ausreichend zum Schichten, aber wenigstens keine Suppe mehr. Habe noch ein Weilchen (vielleicht 10-15 Minuten) damit gespielt, Seife hat durchgehend konstant die 50°C Marke gehalten und ist zunächst auch nicht noch weiter angedickt. Wie flüssig die am Ende des Einformens trotz allem noch war, seht ihr vielleicht an dem Versuch eines geswirlten Toppings.
Und dan ging es Ratzfatz: richtig steile Temperaturentwicklung auf 78°C. Nach 2 Stunden wieder auf 50° runter, da habe ich ausgeformt, weil sie so hart war, dass ich dachte, ich kann sie sonst nicht mehr schneiden. War ein Bisschen warm an den Fingern, aber höchste Zeit: stempeln wäre schon nicht mehr gegangen.
Beduftet war sie auch, mit einer ÄÖ- Mischung, die mich aber nicht wirklich überzeugt hat.
Das besondere an dieser Seife: sie ist steinhart. Härter als irgendeine andere, die ich bislang gemacht habe. Härter als die meisten Kaufseifen, die ich kenne.
Das liegt mit Sicherheit zum Teil an den Salzen und zum Teil an den 60% festen Fetten. So etwas habe ich aber schon öfter gemacht, ohne eine dermaßen harte Seife zu produzieren. Meine Vermutung ist, dass hier vielleicht auch die Prozessgeschwindigkeit eine Rolle gespielt hat, die ich ja am Ende mittels Alkohol doch sehr beschleunigt haben dürfte. Außerdem vermute ich, dass bei 50° AT und der extrem langen flüssigen Phase ein Löwenanteil der Verseifung schon vor dem Andicken passiert sein könnte, und der Rest dann bei Alkoholzugabe. Jedenfalls habe ich britzelfrei ausgeformt. Vielleicht spielte das auch eine Rolle für die Härte des Endergebnisses. Mit der ich ziemlich zufrieden bin
Edit, kleine Anmerkung noch: die helle Schicht in der unteren Ecke wurde mit dem gleichen Leim gemacht wie der dunkler grünere Teil. Einziger Unterschied: in der hellen Schicht war nich kein Weingeist drin, nur Likör. Als ich das nämlich für zu flüssig befunden habe, habe ich erst den restlichen Leim mit Weingeist angedickt.
Steinharte Seife, leicht beschwipst
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Steinharte Seife, leicht beschwipst
Zuletzt geändert von Gabi am Freitag 4. Mai 2018, 23:59, insgesamt 1-mal geändert.
liebe Grüße, Gabi
Ich mache einen Plan. Die Seife macht ihren eigenen.
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- Angiebas
- Beiträge: 6954
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- Wohnort: Reinheim-Spachbrücken
Re: Steinharte Seife, leicht beschwippst
WOW... Für mich sieht das aus wie BLAUER MARMOR aus Brasilien... Einfach Spitzenklasse... Vielen Dank für deine Erklärungen... Ist dann ja irgendwie eine halbe TS... Werd ich auch mal probieren...
Zuletzt geändert von Angiebas am Freitag 4. Mai 2018, 16:32, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße Angela
Re: Steinharte Seife, leicht beschwippst
Das sieht nach Jura-Marmor in grau aus; der hat auch so feine Schlieren von anderen Farben mit drin wie deine Seife und auch andersfarbige Einschlüsse. Anders als gewollt, aber steinig ist sie auf jeden Fall! Und sie sieht auch steinhart aus, also nicht unangenehm, sondern polierter-Marmor-glatt und hart.
Re: Steinharte Seife, leicht beschwippst
Interessant deine Ausführungen. Ich hätte da nicht so lange Spucke gehabt Aber deine beschwipste Seife sieht super aus. Mit dem Resultat kannst du sehr zufrieden sein.
Lieben Gruß von Hella
Das Leben ist schön, man muss es nur zu leben verstehen. (Urheber: ICH)
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Re: Steinharte Seife, leicht beschwippst
Sie unglaublich cool aus hat Klaus gut gemacht
- Brycha
- Beiträge: 20057
- Registriert: Freitag 2. Dezember 2011, 21:38
- .: Seifenbardin von der Schlei
- Wohnort: Zwischen den Meeren
Re: Steinharte Seife, leicht beschwippst
Bei der Seife soll Klaus geholfen haben? Kaum vorstellbar!
Ich find die Optik wunderschön, wirklich wie ein kostbarer Stein.
LG Brycha
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LG Brycha
Re: Steinharte Seife, leicht beschwippst
Doch, doch, Brycha, so gut kan ich nämlich nicht sieden - ich hab dem verrückten Kerl nur den Püri gehalten, und ausnahmsweise war er gnädig zu mir
Freut mich aber, dass euch mein Seifchen gefällt - dankeschön für die netten Kommentare!
liebe Grüße, Gabi
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- StoneFlower
- Beiträge: 3345
- Registriert: Dienstag 19. Januar 2016, 13:48
Re: Steinharte Seife, leicht beschwippst
Wow tolle Marmorstein-Seife....
Da mag man kaum glauben, dass da Klaus mitgemischt hat....
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- knuffelzacht
- Beiträge: 6612
- Registriert: Montag 26. Dezember 2011, 14:17
- Wohnort: Irgendwo in Wichtelheim
Re: Steinharte Seife, leicht beschwippst
Raue See, die Hälfte der Besatzung hängt kotzend ('tschuldigung) an der Reling.
Liegts etwa am Alkohol???
Soll mir egal sein, Hauptsache die Seife ist schön.
Liegts etwa am Alkohol???
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Immer schön dran denken: ältere Frauen sind coole Mädchen, die nur schon lange Leben.
Azzurro puts an Tagen wie diesen the lime in the coconut.
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Re: Steinharte Seife, leicht beschwippst
Genau, Knuffelzacht, ich wollte Stein und Klaus wollte Landschaft - und wer sich dann durchsetzt, ist ja mal klarknuffelzacht hat geschrieben: ↑Freitag 4. Mai 2018, 20:04Raue See, die Hälfte der Besatzung hängt kotzend ('tschuldigung) an der Reling.
Liegts etwa am Alkohol???
Soll mir egal sein, Hauptsache die Seife ist schön.
Ich weiß nicht genau, was er im Sinn hatte: tosendes Meer oder japanische Hügel im Winter?
Egal: ist nicht die Seife geworden, die ich machen wollte, aber seine Idee war auch nett.
liebe Grüße, Gabi
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